An Ausbildungsstellen mangelt es nicht – wohl aber an Bewerbern. Knapp 15 000 freie Azubi-Stellen vermeldet die Bundesagentur für Arbeit für Schleswig-Holstein im März. Unbesetzt blieben knapp 10 000. Vier Handwerksbetriebe haben sich jetzt auf Föhr zusammengeschlossen und das Projekt „Vier Gewerke, drei Monate, ein Praktikum“ ins Leben gerufen.
Ole Jensen (Geschäftsführer der Alkersumer Tischlerei M. Jensen), Niklas Rechert (Inhaber von Rechert Elektrotechnik in Wyk), Rochus von Stülpnagel (Geschäftsführer von Bohn Haustechnik in Wyk) und Jörg Brodersen (Geschäftsführer und Inhaber von Malermeister Brodersen in Alkersum) haben eines gemeinsam: sie sind Handwerker. Und da Handwerker allgemeinhin gerne anpacken, packen sie jetzt auch gemeinsam an, um junge Menschen nicht nur für das Handwerk zu begeistern, sondern ihnen die Wahl, in welche Richtung es genau gehen soll, zu erleichtern.
Ein Jahr fĂĽr die Orientierung
„Vier Gewerke, drei Monate, ein Praktikum“ lautet das Projekt, von dem Jörg Brodersen in einer Fachzeitschrift fürs Handwerk gelesen hat. Eine Nacht schlief der Malermeister drüber, dann stand für ihn fest: „Das ist eine tolle Idee und für junge Menschen eine Hilfestellung auf dem Weg den richtigen Handwerksberuf zu finden.“, sagt Jörg Brodersen. Denn: bei diesem Praktikum durchlaufen diejenigen, die ihren beruflichen Werdegang im Handwerk sehen, gleich vier Gewerke – und die für jeweils drei Monate. Zeit genug also, einen intensiven Einblick in den Beruf zu bekommen – ob Tischlerei, Malerbetrieb, Haus- oder Elektrotechnik. „Lange Praktika während der Schulzeit gibt es ja kaum noch. Mit dieser Idee wollen wir genau das ermöglichen, damit der Nachwuchs Einblicke in die Gewerke bekommt und sich dann entscheiden kann, ob er nun beispielsweise lieber Tischler oder Maler werden möchte“, ergänzt Ole Jensen.
Zielgruppe so sagt Niklas Rechert, sei in erster Linie der Insulaner-Nachwuchs. „Wir haben diese Idee für die Insel Föhr angepasst“, erklärt der Inhaber der Firma Elektrotechnik Rechert. Und selbstverständlich werde das einjährige Praktikum auch vergütet. 400 Euro pro Monat bekommen die Praktikanten, zudem wird ein E-Bike zur Verfügung gestellt.
„Wir haben schon Anrufe von möglichen Praktikanten oder auch deren Eltern bekommen.“ Sagt Jörg Brodersen, der dieses Projekt „als neuen Weg“ auf der Suche nach Nachwuchskräften bezeichnet. „Wir hoffen, dass er funktioniert“, so Brodersen weiter. „Wenn wir dadurch in jedem Jahr zwei feste Stellen besetzen können, wäre das optimal“, hofft der Malermeister, dass die Projektidee Zuspruch findet. Und ein einem Punkt sind sich die vier Handwerker einig: „Wir könne Perspektiven bieten, auch nach der Ausbildung. Und wer mehr will, hat auch die Möglichkeit, sich vielfältig weiterzubilden“, erklären sie.
Mit einer umfangreichen Bewerbungsmappe müssen sich potenzielle Praktikanten indes nicht vorstellen. „Ob Anruf oder ein Besuch in einem unserer Betriebe – alles ist möglich. Dann schnacken wir kurz und wenn alles passt, kann es losgehen“, sagt Malermeister Jörg Brodersen.
(Text: Jessica Höffner, SHZ)