Handwerk hat goldenen Boden – auch für Lehrlinge
Bewusste Entscheidungen für ihren Traumberuf (v.li.n.re.): Melissa Henningsen und Nahne Bendix Carstensen (beide Zimmerer), Ben Peter Hamann (Tiefbauer) und Lasse Dohrn (Mauerer). Foto: Jan-Uwe Thoms
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ Der Spruch ist so etwas von gestern! Lehrjahre schaffen die Grundlage für ein erfülltes Berufsleben, gerade auch in den vielschichtigen Gewerken des Handwerks. Mit den eigenen Händen etwas erschaffen, das Bestand hat. Zu erleben, dass das gemütliche Eigenheim, das moderne Bürogebäude, ein beeindruckender öffentlicher Raum, ein neuer Radweg oder eine Autobahn durch das eigene Schaffen entsteht, bestätigt immer wieder, dass sich die Ausbildung im Handwerk gelohnt hat.
„Gerade im Bauhandwerk sieht man jeden Tag messbare Erfolge der eigenen Tätigkeit“, berichtet Nahne Bendix Carstensen, Zimmerer im zweiten Lehrjahr bei m NF-Baukontor in Emmelsbüll. Dem stimmen Lasse Dohrn, Maurer im 1. Lehrjahr bei Werth-Bau, Risum-Lindholm, Sven Peter Hamann, Straßenbauer bei Sven Vogt Bau, Niebüll und Melissa Henningsen, Zimmerin im 2. Lehrjahr bei Zimmerei Jacobsen, Neukirchen uneingeschränkt zu. „Man ist zwar abends kaputt – aber es macht Spaß und schafft schon auch Glücksgefühle, wenn wieder etwas mit meiner Hilfe fertig wurde“, heißt es den vier Azubis unisono.
Für viele Schülerinnen und Schüler, die heute vor der Berufswahl stehen, hat das Handwerk eher ein altmodisches Image. Dabei haben gerade in den letzten Jahren moderne Technologien, nachhaltige Baustandards und innovative Baumethoden das Handwerk nicht nur auf dem Bau revolutioniert. Der Lehrling erhält heute im Handwerk nicht nur die klassische Handwerkskunst, sondern auch den Zugang zu digitalen Tools und zukunftsweisendem Know-how. Der stetige Bedarf nach qualifizierten Fachkräften sorgt zugleich für langfristige Berufssicherheit. Für jeden gibt es den Platz im Handwerk, wo schon der Lehrling seine Fähigkeiten einbringen und sich selbst - mit Hilfe der Lehrbetriebe, der Berufsschule und der Lehrwerksmeister weiterentwickeln kann.
Wer also heute eine handwerkliche Ausbildung beginnt, hat beste Chancen auf einen sicheren Job mit langfristigen Perspektiven. Gleichzeitig sind die ausbildenden Betriebe daran interessiert, ihre gut ausgebildeten Lehrlinge als qualifizierte Fachkräfte im Betrieb zu halten. Auch das ist ein Grund für die oft übertarifliche Bezahlung im Handwerk. So kann ein Lehrling bei den Straßenbauern mit Firmenzulagen durchaus auf rund 1.800 Euro brutto im Monat kommt. Das ist im Handwerk sicher eine Spitzenbezahlung. Dennoch werden Lehrlinge fast überall im Handwerk übertariflich bezahlt.
Abseits der rein wirtschaftlichen Perspektiven bietet das Handwerk etwas, das in der modernen Arbeitswelt immer stärker in den Focus gerät: Selbstverwirklichung und Sinnhaftigkeit, den Handwerksberufe fordern Kreativität, Problemlösungskompetenz und feinmotorisches Geschick. Jedes Projekt und jeder Auftrag, an dem ein Handwerk beteiligt ist, erfordert individuelle Lösungen und ist vom Tag der Planung bis zur Fertigstellung einzigartig. Ob nun eine kunstvoll restaurierte Reetdach-Hütte oder ein individuell gefertigtes Möbelstück – am Ende des Tages sieht der Handwerker das Ergebnis seiner Arbeit.
Doch damit ist der Weg noch lange nicht zu Ende. Das Handwerk bietet unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten. Ob Meisterprüfung, Technikertitel oder Studium – jeder der Führungsverantwortung übernehmen will, wird im Handwerk seinen Platz finden. Als qualifizierter Angestellter oder auch als Selbständiger im eigenen Betrieb.
Das Sprichwort, das Handwerk habe goldenen Boden, trifft auch heute noch in ganz besonderer Weise zu. Die auch für dieses Jahr noch unbesetzten Lehrstellen in Südtondern und Nordfriesland senden ein deutliches Signal: die Betriebe suchen motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereit sind anzupacken und etwas zu bewegen.